Im Wettstreit der sechs Finalisten in der gut besuchten Tauberphilharmonie Weikersheim überzeugte sie die hochkarätige Jury unter Vorsitz von Paul McNamara. Denn schon vor zwei Jahren hatte die aparte Sängerin mit ukrainischen Eltern die Finalrunde des DEBUT-Liedwettbewerbs erreicht und sich stetig weiterentwickelt.
Die von ihr im Finale vorgetragene Arie „Prendi, per me sei libero“ singt sie ab 17. Oktober als Adina in der Hauptrolle der Oper „Der Liebestrank“ von Donizetti in fünf Vorstellungen der Latvian National Opera“ von Riga. Mit bezaubernder Frische und nie gekünstelt wirkender Koloratur erhörte die Preisträgerin als Adina das Werben von Nemorino und verliebte sich in ihn. Ihre profunden Fachkenntnisse brachten auch Bernd Loebe, Boris Ignatov, Prof. Dr. Stephan Mösch, Rebekah Rota, Marek Rzepka und Evamaria Wieser als Mitglieder der Jury ein. Doch bei näherer Betrachtung hatten neben der Siegerin alle sechs Finalisten „Gold in der Kehle“. Schließlich waren sie es, die mit weiteren 32 Kandidaten aus 250 Bewerbungen ausgewählt worden waren und sich nach der Vorrunde und dem Semifinale für den großen Showdown des Sängerwettstreits qualifiziert hatten.
Ohne öffentliche Mittel
Erstmals als Moderator der Gala fungierte mit Prof. Dr. Ulrich Konrad ein studierter Musikwissenschaftler. Dort leitete er bis 2023 das Institut für Musikforschung an der Universität Würzburg. Seine Veröffentlichungen, Auszeichnungen und Berufungen in nationale und internationale Wissenschaftsorganisationen würden Bände füllen. Stellvertretend für viele anwesenden Sponsoren und Förderer begrüßte Konrad mit Dr. Manfred Wittenstein, Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats der WITTENSTEIN SE, als Initiator des Gesangswettbewerbs und Dr. Michael Junker als Aufsichtsratsvorsitzender des Unternehmens. Besonders lobte er die Verdienste von Clarry Bartha als Ideengeberin und Künstlerische Leiterin, die maßgeblich das Lied als zweiten Wettbewerb von DEBUT erfolgreich etabliert habe. Insgesamt komme der Wettbewerb ganz ohne öffentliche Mittel aus und Konrad bekannte freimütig: „Für eine Kulturveranstaltung dieser Art würde ich persönlich gerne Steuern bezahlen.“ Dafür bekam er viel Beifall aus dem Auditorium.
Ulrich Konrad verstand es exzellent, den Zuhörern fesselnd den Inhalt der Arien und ihre Bedeutung im Handlungskontext der Opern so verständlich zu machen, dass die Zuhörer mit steigender Spannung die Konkurrenz verfolgten und immer mehr mit den Künstlern mitfieberten.
Karrieren kommen in Schwung
Dass DEBUT seit dem Start 2002 zahlreiche Karrieren befördert hat, wurde auch bei der Gala deutlich, als Kudaibergen Abildin, Gewinner der „Goldenen Viktoria“ 2022, es sich nicht nehmen ließ, seiner Nachfolgerin persönlich zu gratulieren. Er selbst konnte sich nach seinem Erfolg in Weikersheim über ein festes Engagement an der renommierten Oper Frankfurt freuen.
Stimmbänder in wilden Schwingungen
Auf der Karriereleiter dürften auch die weiteren Preisträger bald nach oben klettern. Etwa der polnische Bariton David Roy, der aus Mozarts „Le Nozze di Figaro“ die Arie „Hai già vinta la causa“ des Conte vortrug und im zweiten Durchgang als Germont mit der Arie „Di provenza il mar“ aus Verdis Oper „La Traviata“ sein ausbaufähiges Potenzial unter Beweis stellte. Die mit Jahrgang 2003 jüngste Finalistin aus Deutschland war die Sopranistin Defne Celik, die vor allem nach der Pause mit jugendlichem Charme und glockenklarer Stimme als Nannetta mit der Arie „Sul fil d´un soffio etesio“ aus Verdis „Falstaff“ glänzte. Ihr Lohn war der 3. Preis mit der „Bronzenen Viktoria“. Scheinbar mühelos stach der Koreaner Hanseong Yun mit seinem voluminösen Bass als Kaspar in Carl Maria von Webers „Der Freischütz“ beim Tutti des Orchesters mit der Arie „Schweig, schweig“ deutlich heraus. Die zweifache Lied-Preisträgerin Rahel Brede brillierte in der Hosenrolle des Octavian in „Der Rosenkavalier“ mit der Arie „Wie du warst“. Nicht zuletzt seiner reifen Leistung mit Leporellos berühmter Katalog-Arie, in der er Donna Elvira leichthin die sexuellen Eroberungen seines Meisters sängerisch und mimisch umwerfend schilderte, verdankte der 1995 in Bangkok geborene Bassbariton Pete Thanapat die Auszeichnung mit der „Silbernen Viktoria“.
Uraufführung mit Orchester
Sein Faible für die Musik der Renaissance von der Iberischen Halbinsel war die Grundlage für den Komponisten Adrian Mocanu, der für den Gesangswettbewerb das zeitgenössische Pflichtstück „...y mis tristes ojos ciegan, hechos río“ mit variantenreichen zeitgenössischen Gesangsformen komponierte. Zum ersten Mal kam seine Fassung mit Orchester zur Aufführung. Mit dem großen Klangkörper kam Rahel Brede gut zurecht, doch ging gegenüber der reinen Klavierfassung bei ihrem preisgekrönten Auftritt zuvor beim intimeren Liederabend ihre so starke Bühnenpräsenz etwas verloren.
Dank des soliden musikalischen Fundaments mit facettenreichen Klangfarben bot das Philharmonische Orchester Würzburg unter der Stabführung des ungarischen Dirigenten Gábor Hontvári allen Gesangssolisten die Sicherheit, sich voll und ganz auf ihre Darbietungen konzentrieren zu können. Bei den Mozart-Arien hätte man sich gerne mehr federleicht-durchsichtige Klänge gewünscht. Die zum Auftakt gespielte Karneval Konzertouvertüre op. 92 von Antonín Dvořák hatte etwas Rauschhaftes, das im Mittelteil wohltuend von zauberhaften Klarinettenklängen abgelöst wurde. Den zweiten Durchgang der emotional packenden Gala leitete die Ouvertüre von Verdis Oper „Luisa Miller“ schwungvoll voller Inspirationen ein.
Große Leistungen – viele Preise
Den ersten Preis und die „Goldene Viktoria“ errang die Sopranistin Lubov Karetnikova und konnte sich über 10.000 Euro freuen. Für den 2. Preis und die „Silberne Viktoria“ waren 7.500 Euro ausgelobt. Die Jury entschied sich für den Thailänder Pete Thanapat. Die „Bronzene Viktoria“ mit einem Preisgeld von 5.000 Euro errang Defne Celik.
Neben den Gewinnern der drei „Viktoria“-Hauptpreise wurde Rahel Brede von Generalmusikdirektor Enrico Calesso mit einem „Engagement-Preis des Philharmonischen Orchesters Würzburg“ ausgezeichnet. Die Musiker hatten vorab darüber entschieden. Die Mezzosopranistin hatte bereits nach dem Liedfinale die jeweils mit einer Prämie von 3.500 Euro dotierten Preise für die „Beste Darstellung zeitgenössisches Lied“, gestiftet von der Sparkasse Tauberfranken, und für die „Beste Darstellung Deutsches Lied / Lieder aus dem östlichen Europa sowie dem Baltikum“ gewonnen.
Der „Musikalische Förderpreis Jugend“ der Sparkasse Tauberfranken im Wert von 2.500 Euro ging an Defne Celik. Die Sopranistin räumte zusätzlich nach einem Votum der Zuhörer – diesmal ohne Applausometer – den Publikumspreis mit einer Prämie von 3.000 Euro ab. Dieser wurde von Dr. Andreas Marb, Edelgard und Max Bieniussa Leusser gespendet.
Beim jeweils mit 1.500 Euro dotierten „Förderpreis für Studierende an einer deutschen Hochschule“ entschied sich die Jury für die Sopranistin Yejy Nam. Die Mezzosopranistin Barbara Skora durfte sich über einen zusätzlich von Dr. Manfred Wittenstein und Clarry Bartha gestifteten Preis von 1. 500 Euro freuen. Beide gingen beim Liedfinale leider leer aus.
Der Bariton David Roy darf sich über ein Engegament-Preis des „Teatro Verdi Trieste“ freuen; dessen Chefdirigent Enrico Calesso gratulierte ihm persönlich.
Bilder (alle © DEBUT Concerts GmbH / Michael Pogoda):
01-debut-preisträger-2024: Die drei Preisträger des 12. DEBUT Klassik-Gesangswettbewerbes im Bild v.l.n.r.: Sopranistin Defne Celik (Bronzene Viktoria), Sopranistin Lubov Karetnikova (Goldene Viktoria) und Bassbariton Pete Thanapat (Silberne Viktoria).
02-debut-finalisten-2024: Die Finalisten im Bild v.l.n.r.: Hanseong Yun (Bass), Rahel Brede (Mezzosporan), Defne Celik (Sopranistin), Dr. Manfred Wittenstein (Wettbewerbsinitiator), Lubov Karetnikova (Sopranistin), Pete Thanapat (Bassbariton) und David Roy (Bariton).
03-debut-gewinnerin-2024: Schon vor zwei Jahren hatte die aparte Sängerin Lubov Karetnikova die Finalrunde des DEBUT-Liedwettbewerbs erreicht und sich stetig weiterentwickelt.
Die Aufnahmen von DEBUT 2024 sind jetzt online auf YouTube
Durchaus keine Überraschung war beim 12. Klassik-Gesangswettbewerb DEBUT 2024 die Verleihung der „Goldenen Viktoria“ als Trophäe an die amerikanischen Sopranistin Lubov Karetnikova.
Den 1. Preis und die „Goldene Viktoria“ gewann die Sopranistin Lubov Karetnikova und erhielt 10.000 Euro.